
Ein Jahrzehnt nach ‚Wir schaffen das‘ – Was haben wir gelernt?
Vor zehn Jahren, inmitten einer humanitären Krise, sprach Angela Merkel die Worte "Wir schaffen das" und gab damit ein Versprechen an die Welt ab. Nico Markward, der Vorsitzende des Freundeskreises für Flüchtlinge in Ahrensburg, beschreibt in einem Interview, wie die Hoffnung und der Optimismus dieser Worte schnell von einer Realität gefolgt wurden, die oft überfordernd und unvorbereitet war. Bis heute ist die Frage offen: Haben wir es denn wirklich geschafft? Ein Blick auf die Entwicklungen und Herausforderungen der letzten zehn Jahre gibt uns einen tieferen Einblick.
Erfolge in der Integration und Bildung
Markward hebt hervor, dass trotz vieler Schwierigkeiten ein bemerkenswerter Erfolg in der Integration der Geflüchteten verzeichnet werden kann. "70 bis 75 Prozent der Geflüchteten haben sich gut integriert", erklärt er. Viele von ihnen haben nicht nur die deutsche Sprache erlernt, sondern auch einen Arbeitsplatz gefunden. Dies zeigt, dass eine Vielzahl von Freiwilligenarbeit und Unterstützungsmaßnahmen Früchte trägt, wenn Menschen zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu meistern.
Die Rolle von Gemeinschaft und Ehrenamt
Die Tatsache, dass sich in ganz Deutschland hunderte ehrenamtlicher Organisationen gegründet haben, unterstreicht die Stärke der Gemeinschaft. Der Freundeskreis für Flüchtlinge Ahrensburg, der Deutschunterricht, Jobvermittlung und kulturelle Veranstaltungen anbietet, ist ein wichtiges Beispiel dafür. Die Unterstützung vor Ort hat nicht nur für Integration gesorgt, sondern auch zahlreiche soziale Bindungen geschaffen, die helfen, Vorurteile abzubauen und ein besseres gesellschaftliches Klima zu fördern.
Herausforderungen: Gesellschaftliche Stimmung und Vorurteile
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es auch dunklere Wolken. Markward erwähnt, dass die Stimmung gegenüber Geflüchteten nicht immer positiv ist. "Anfeindungen gibt es natürlich, gerade in einer Zeit, in der das Thema Asylpolitik stark diskutiert wird." Aber er ist optimistisch, dass die Grundtendenz in Ahrensburg, einer wohlhabenden und akademisch geprägten Stadt, immer noch relativ positiv ist. Die Internationalität wird von vielen Bürgern geschätzt.
Ein Aufruf zum Handeln: Was können wir tun?
Der Blick zurück auf die letzten zehn Jahre zeigt, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Markward fordert, dass die Bundesregierung eine koordinierende Rolle einnimmt, um eine effektive Integrationsmechanik zu schaffen. "Willkommen in Deutschland, das ist jetzt dein Fahrplan" – so sollte es nicht nur ein Slogan, sondern ein praktisches Konzept sein. Es ist wichtig, dass die Gesellschaft als Ganzes sich dafür engagiert, integrative Strukturen aufzubauen, die für alle verständlich und zugänglich sind.
Was das für Familien und Kinder bedeutet
Für junge Familien und ihre Kinder in Stormarn bietet das Engagement für Geflüchtete eine Chance, Werte wie Mitgefühl, Vielfalt und Gerechtigkeit zu vermitteln. Indem sie am Integrationsprozess teilnehmen, können sie ihren Kindern wichtige Lektionen über Empathie und die Bedeutung von Gemeinschaft kurbeln.
Zusammenfassend zeigt die Erfahrung der letzten zehn Jahre, dass es Fortschritte gegeben hat, aber auch Herausforderungen bestehen bleiben. Die Integration von Geflüchteten ist ein kontinuierlicher Prozess, der die aktive Unterstützung der gesamten Gesellschaft erfordert. Nur gemeinsam können wir sicherstellen, dass die Anstrengungen fruchtbar sind und die Vision von "Wir schaffen das" zu einer Realität für alle wird.
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