Lehrermangel trotz massiver Ausbildungsanstrengungen
In Schleswig-Holstein gibt es einen eklatanten Lehrermangel, der durch die erschreckend niedrige Anzahl an Bewerber:innen, die ihr Referendariat beginnen, weiter angeheizt wird. Nur 62 Prozent der Absolvent:innen eines Lehramtsstudiums starten in die praktische Phase ihrer Ausbildung. Angesichts der bereits bestehenden Knappheit an Lehrkräften ist dies besorgniserregend, insbesondere in den Mangelbereichen, wie Grundschulen und naturwissenschaftlichen Fächern.
Überforderung bei Gymnasien und Chancen für Grundschulen
Besonders auffällig ist, dass fast die Hälfte der Absolvent:innen, die am Gymnasium ihren Abschluss gemacht haben, keinen Platz im Referendariat fanden – 196 von 520 Absolvent:innen wurden nicht eingestellt. Die Gründe hierfür sind nicht nur die Ausbildung in einem Überangebot von gymnasialen Fächern, sondern auch, dass die Nachfrage im Grundschulbereich, trotz händeringenden Bedarfs, nicht die offene Stellen deckt. Von 202 Bewerber:innen für Grundschulen erhielten gerade einmal 155 einen Platz. Die Tatsache, dass diese Schwierigkeiten auch in einem Umfeld bestehen, in dem es mehr junge Menschen gibt, die Lehrer:innen werden wollen, ist besonders frustrierend.
Politische Reaktionen und Forderungen
Politiker:innen wie die FDP-Abgeordnete Anne Riecke fordern eine grundlegende Reform des Systems, das die Ausbildung und Zuweisung von Lehrkräften regelt. „Es gibt genügend junge Menschen, die gerne Lehrer:innen würden, aber nicht genug Plätze, um die Ausbildung abzuschließen“, erklärt Riecke. Die politischen Entscheidungsträger:innen müssen sicherstellen, dass die Zahl der verfügbaren Referendariatsplätze den tatsächlichen Bedürfnissen der Schulen entspricht. Riecke schlägt vor, dass die Bildungsministerin die Direktiven anpasst, um gezielt Mangel- und Überlaufsituationen zu lösen.
Das Konzept der Lehrkräftegewinnung: Lösungsansätze
Um dem Lehrermangel zu begegnen, wurden verschiedene Maßnahmen von der Bildungsministerin Karin Prien in die Wege geleitet. Dazu gehören Anreize für junge Lehrkräfte, von Gymnasien an Gemeinschaftsschulen zu wechseln und ein monatlicher Bonus für Referendar:innen in Mangelgebieten. So erhalten beispielsweise Lehrkräfte in bestimmten Regionen wie Steinburg eine Zulage von 250 Euro. Diese Schritte sind direkt darauf ausgelegt, die Attraktivität des Lehrerberufs zu erhöhen und den Lehrkräftemangel langfristig zu beseitigen.
Die gesellschaftliche Wahrnehmung des Lehrerberufs
Ein zentraler Punkt, der in Diskussionen um den Lehrermangel immer wieder aufkommt, sind die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen des Lehrerarbeitssystems. Wie Bildungsministerin Prien festgestellt hat, erfordert die Stärkung des Lehrerberufs ein Umdenken in der Gesellschaft, um den Lehrer:innen den Stellenwert zu geben, den sie verdienen. Dazu gehört es, auch die Arbeitsbedingungen durch Einsparungen in der Bürokratie zu verbessern, Zeit für Fort- und Weiterbildung bereitzustellen und die Gehälter auf ein attraktives Niveau zu heben.
Perspektiven für die Zukunft
Die Herausforderungen, denen der Bildungsektor in Schleswig-Holstein gegenübersteht, sind sowohl vielschichtig als auch tiefgreifend. Die aktuelle Situation eröffnet jedoch auch Räume für Reformen und innovative Lösungen. Es ist eine Gelegenheit für das Bildungssystem, sich zu transformieren und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, die sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen unterstützen. Der Lehrermangel kann zum Ansporn für neue Ideen werden, wobei die gemeinsame Anstrengung von Politik, Schulen, und Gesellschaft unerlässlich ist, um eine qualitativ hochwertige Bildung zu sichern.
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